Aktuelle Neurologie 2005; 32(9): 524-532
DOI: 10.1055/s-2004-834779
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Schlaganfall und Epilepsie

Stroke and EpilepsyA.  Joos1 , A.  Hetzel1
  • 1Neurologische Universitätsklinik Freiburg (Kommissarischer Ärztlicher Direktor: PD Dr. Andreas Hetzel)
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Publication Date:
16 August 2005 (online)

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Zusammenfassung

Die Inzidenz erster epileptischer Anfälle liegt bei 0,13 % bei über 60-Jährigen; ca. 30 % aller Epilepsien beginnen im höheren Lebensalter und sind in rund 50 % durch zerebrovaskuläre Erkrankungen bedingt. Zerebrale Ischämien werden in über 10 % durch epileptische Anfälle kompliziert, wobei ein Drittel bis die Hälfte innerhalb der ersten 2 Wochen auftreten (Frühanfälle), zumeist innerhalb der ersten 24 Stunden. Risikofaktoren stellen vor allem kortikale Lokalisation und Schwere des Schlaganfalls dar. Intrazerebrale Blutungen führen häufiger als Ischämien zu epileptischen Anfällen (15 - 25 %), wobei Frühanfälle überwiegen. Bei kortikaler Blutungslokalisation besteht ein erheblich erhöhtes Risiko. Subarachnoidalblutungen führen in zirka 20 % zu epileptischen Anfällen und in 7 % zu Epilepsien, wobei die Epilepsieinzidenz nach Coiling eines Aneurysmas im Vergleich zur operativen Ausschaltung niedriger ist. Insgesamt ist das Risiko, nach einem Schlaganfall eine Epilepsie zu entwickeln, bei Frühanfällen deutlich geringer im Vergleich zu Spätanfällen, die in deutlich über 50 % zu einer Epilepsie führen, sodass bei diesen prinzipiell eine medikamentöse Behandlung gerechtfertigt ist. Bei 10 - 20 % der Schlaganfallpatienten werden die epileptischen Anfälle durch Status epileptici kompliziert, wobei es sich häufig um nichtkonvulsive Status handelt.

Abstract

The incidence of epileptic seizures among the elderly is 0.13 %. About one third of epilepsies begins within this age group. Stroke is the leading cause, particularly the ischemic stroke. At least 10 % of ischemic strokes are complicated by epileptic seizures, one third to one half occurring within the first two weeks (early-onset seizures), particularly within the first 24 hours. Cortical location and initial stroke severity represent major risk factors. In 15 - 25 % intracerebral bleeding leads to epileptic seizures, most of them being of the early-onset type. Cortical bleeding location is a strong risk factor for epileptic seizures. Subarachnoid bleeding is complicated by epileptic seizures in 20 %. Epilepsy occurs in about 7 %, though less often when treated by coiling compared to neurosurgical intervention. The risk of developing epilepsy after stroke is increased in late-onset seizures, clearly exceeding 50 %, which justifies treatment. Status epilepticus occurs in 10 - 20 % among patients with poststroke seizures, often of the nonconvulsive type.

Literatur

Dr. A. Joos

Universitätsklinik Freiburg · Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Hauptstraße 8

79104 Freiburg

Email: Andreas-Joos@psysom.ukl.uni-freiburg.de